Freitag, 11. Oktober 2013

de libero

Fuer mich und viele meiner Altersgenossen eroeffnet sich nach der Schule, nach der Ausbildung, nach dem Ausbrechen aus alten Wegen etwas, das man schlicht "Freiheit" nennt.Ganz besonders ich kann hier nun tun und lassen was ich moechte. Ich kann einen Berg besteigen und mich ueber den Ausblick freuen, aber genau so kann ich auch den ganzen Tag im Bett liegen bleiben und nichts tun. Eigentlich habe ich keine Verpflichtungen, Eigentlich bin ich zu Allem faehig. Eigentlich schraenkt mich nichts ein. Eigentlich.
Genau so gut kann man diese Freiheit aber auch in das Negative umdrehen.
Ich kann, weil kein Lehrer mich vorbereitet, weil niemand mir einfach so Ratchlaege erteilt, weil niemand mich dazu draengt, Vorwaerts zu gehen, scheitern.
Ich bin es in so einem Umfang einfach nicht gewohnt das Sicherungsnetz unter mir zu vermissen, das aus dem Umfeld von Schule, Familie und Bekanntem gewebt ist. Jede Entscheidung die ich hier treffe kann mich so sehr beeinflussen, dass ich signifikant in meiner "Freiheit" eingeschraenkt werde. Seltsam, dass sich etwas so selbst veraendern kann.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich bin wieder bei Null angekommen, aber eigentlich klingt es schlimmer als es ist.

Ich wollte die Rockie Mountains erforschen, bevor alles mit einer weissen Decke bedeckt ist und nachdem ich meinen Winterjob in einem Skiresort klar gemacht haette. Allerdings ist mir in dieser tollen Planung etwas dazwischen gekommen.
Wie ich im vorherigen Post erwaehnte, habe ich einen der begehrten Plaetze fuer ein Job-Interview in Sunshine Village ergattert.
Ich bin also voller Selbstsicherheit zum Interview gekommen. Frisch rasiert, mit diesem gewissen Leuchten in den Augen und bereit, Menschen fuer sich zu gewinnen.
Also:"Tuer Auf!", ich hatte die Arbeitsstelle im Resort ja praktisch schon in der Tasche.
Zehn Minuten spaeter war ich wieder draussen - ohne Job, ohne Laecheln mehr, denn anscheinend war ich einfach zu ehrlich. Ich sagte, dass ich es bevorzugen wuerde, nicht bis zum Ende, aber viel mehr nur bis Mitte Maerz dort zu bleiben. Prompt wurde mir gesagt, dass ich angerufen wuerde, wenn eine Stelle frei wuerde.
Eine klare Absage.
Ein klassisches Beispiel wie die eigene Freiheit beim Drahtseiltanz jemanden herunter stossen kann.
Dazu kommt vielleicht auch noch ein Hauch Naivitaet und ploetzliche Dummheit.

Ich habe meine Freiheit allerdings auch dazu genutzt, einen Berg zu besteigen, natuerlich nur mit guter Gesellschaft. Florian und ich bahnten uns unseren Weg auf Sulfur Mountain. Mit einem Wanderweg von beinahe 10km und einer gesamten Hoehe von circa 2500m gehoert dieser Berg schon zu einerm ger groesseren in der Region.

Auf dem Weg dorthin kamen wir auch an einem der bekanntesten Hotels vorbei: dem Fairmont Hotel.

Es sieht schon fast aus wie ein Schloss, die Kulisse macht dem alle Ehre.

Der erste Teil des tatsaechlichen Weges fuehrte meistens nur durch den Wald, deswegen sah man nur den Pfad und eben die Steigung, nicht aber wie hoch man tatsaechlich schon gelangt ist. Das konnten wir allerdings relativ schnell feststellen, als sich eine Schneise den Berg hochfrass.

Irgendwann jedoch wurde der Anblick von Bauemen immer seltener und der Blick auf Banff wurde freigegeben




Ihr koennt euch wahrscheinlich selbst ausmalen, was denn so ein Anblick ausloest.
Als diese Szenerie uns so zu sagen einlullte, blieben wir fuer einige Zeit stehen.Wir merkten allerdings recht schnell, dass wir von oben bis unten nass geschwitzt waren. Stehenbleiben war also keine Option mehr, als es langsam anfing zu schneien und die Sicht sich verschlechterte.
Wie Riesen oder eben nur wie zwei 1,80 grosse Menschen im Legoland stapften wir weiter zum Gipfel.
Hier zogen leider schwere Wolken auf und das Tal war nicht zu erkennen., dafuer allerdings eine praechtige Aussicht auf die umherliegenden Bergkaemme.



Dort gab es aber einen Spiegel. Ich hatte eine Kamera, und auf einmal konnte ich es sehen: meine Freude in meinem Gesicht, als ich auf dem Gipfel stand und mich schliesslich Bergbezwinger nennen konnte.
Ausserdem musste sowieso noch ein Foto von mir her. ;)



Dort oben verweilten wir eine Weile, denn zum Glueck gab es hier sogar ein Restaurant, ein Kaffee, die Seilbahnstation und auch eine Aussichtsplatform.
Nach Staerkung und Verweilen entschieden wir uns schliesslich die Gondel ins Tal zu nehmen, die sogar noch kostenlos war.
Eine Fahrt nach oben haette uns Sage und Schreibe 20$ gekostet.

Und nun sitze ich hier, planend, bewerbend und unentschlossen. Was soll ich tun? Die Qual der Wahl.
Ein anderes Skigebiet muss her, Bewerbungen muessen (wieder einmal) herausgeschickt werden, mehr Berge muessen zum Erklimmen hinhalten und meine Freiheit... nun, die tut zum Wohl und Uebel ihren Dienst.

carpe diem et noctem, mei amici




P.S: Ich wuerde mich uebrigens auch sehr ueber etwas Feedback, Ratschlaege etc. freuen, natuerlich konstruktiv ;)

1 Kommentar:

  1. Video meliora probque deteriora sequor :-) " Lebbe geht weida " ( Dragoslav Stepanovich ) viel Spass noch in Kanada.

    Gruß aus dem hohen Norden

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